Review Within Temptation – The Heart Of Everything

Wenn WITHIN TEMPTATION für eines bislang nicht bekannt waren, dann für gelungene Artworks: Das unbeholfene Foto für „Enter“, der Kitsch-Overkill auf „Mother Earth“ oder das belanglose Layout von „The Silent Force“ waren allesamt keine visuellen Highlights. Mit „The Heart Of Everything“ ist das anders: Die Darstellung von Sharon den Adel als verblindete Herrscherin im Stil eines alten Gemäldes kann unumwunden als gelungen gelobt werden.

Auch musikalisch treten WITHIN TEMPTATION nicht auf der Stelle. Nach dem Wandel von Gothic zu rührseligem („Mother Earth“) und etwas flächigerem Symphonic Metal („The Silent Force“) gehen die Niederländer nun zugleich moderner, düsterer und Metal-lastiger zu Werke. Die Songs sind rockiger angelegt, die Gitarren spielen eine zentralere Rolle und der Albumsound ist fetter denn je. Gerade im Vergleich zum etwas dünn abgemischten Vorgänger gibt das dem Album direkt einen ganz anderen Schub nach vorne. Kombiniert mit dem gewohnten Bombast, choralen Gesängen und Samples klingt das Gesamtbild so um Welten direkter und dynamischer.

Auch Sharon den Adel selbst hat ihre Stimme weiterentwickelt. So hat sich ihr Stimmspektrum um erstaunlich kraftvolle, tiefe Klänge erweitert, wie etwa direkt am Anfang oder im Titeltrack zu hören. Bei letzterem kommen im Refrain im Hintergrund zudem bösartig gefauchte Vocals hinzu die stilistische Bandbreite des weiblichen Gesangs lässt auf „The Heart Of Everything“ keine Wünsche offen.

Die Kombination aus druckvollerem Sound und (noch) vielseitigerer Stimme lässt schon die Songs im gewohnten, getragenen Bombast-Rock-Stil wie „Frozen“ oder „Hand Of Sorrow“ fetter klingen, passt aber noch besser zu den Stücken mit modern-rockigem Touch – „The Cross“ etwa, „Final Destination“ oder „What Have You Done“ mit einem Feature von Mina Caputo (Life Of Agony), damals noch als Keith Caputo. Schon darin zeigt sich, dass WITHIN TEMPTATION auf „The Heart Of Everything“ vielseitiger denn je unterwegs sind. Tatsächlich sind es gerade diese Experimente, die dem Album Kraft verleihen – allen voran das orchestral wuchtig arrangierte „Our Solemn Hour“. Ein, zwei Songs von diesem Kaliber mehr hätten dem Album gewiss nicht geschadet. Doch WITHIN TEMPTATION bleiben sich mitunter treuer als nötig: Das arg schnulzige „All I Need“ oder der abschließende Tränendrüsendrücker „Forgiven“ passen zwar gut zur Band, aber eigentlich nicht so recht in den Kontext dieses Albums.

Sieht man davon ab, legen WITHIN TEMPTATION mit „The Heart Of Everything“ ein starkes, vom Artwork bis zum Stilmix gelungenes Album vor: Weniger kitschig und streckenweise sogar weniger eingängig – aber dafür nicht nur härter und düsterer, sondern auch abwechslungsreicher als seine Vorgänger. Vielleicht hätten sich WITHIN TEMPTATION noch etwas mehr Härte zutrauen sollen: Die metallastigeneren Songs dieses Albums lassen vermuten, dass das Experiment geklappt hätte. Doch auch so ist „The Heart Of Everything“ weit mehr als ein bloß zaghafter Versuch, nicht auf der Stelle zu treten.

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Wertung: 8 / 10

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